Vega was? Veganuary? Was ist das denn? Wozu soll das denn gut sein? Und vor allem, warum werben in diesem Jahr so viele Discounter mit diesem Thema? Gerade mit diesem Thema? Bis vor fünf Jahren warst du doch völlig out, wenn du Veganer warst. „ Was isst du denn? Regenwasser und Kieselsteine?“ So in etwa war die Reaktion anderer, wenn ich mich als vegan lebender Mensch outete.
Veganuary gibt es schon lange. Es geht darum, auf die vegane Lebensform aufmerksam zu machen und tolle Rezepte und Anreize zu bieten, die diese Art der Ernährung mit sich bringt. Ziel ist es ganz sicher nicht, jeden zum Veganer zu transformieren. Es geht um Bewusstheit und Bewusstsein, was unser Essen angeht. Zu zeigen, dass auch veganes Essen machbar und schmackhaft ist. Auch ohne viel Superfood und Chichi. Umdenken beginnt mit einem Erleben. Wenn ich mir nicht vorstellen kann, was ein Veganer isst, dann habe ich auch totalen Stress damit, für ihn kochen zu müssen. Wenn ich aber schon mal erste Berührungspunkte mit einer anderen Ernährungsform habe, bin ich viel aufgeschlossener, was ein anderer isst. Und es muss nicht immer Tofu sein! Oder- was ich persönlich ganz furchtbar finde- diese gruseligen Fleischersatzprodukte. Denn da frage ich mich: Was muss ich dem ganzen an Konservierungsmitteln und Geschmacksverstärkern beimessen, damit etwas, das kein Fleisch ist, so aussieht und vor allem auch so schmeckt, als ob es Fleisch sei. Viele, die neu in diese Ernährungsform kommen, sind dankbar für die Ersatzprodukte. Es ermöglicht, in der eigenen Komfortzone zu bleiben und dennoch etwas Gutes für die Tiere und die Umwelt zu tun. Und natürlich für die Industrie. Vegane Produkte sind der Verkaufsrenner geworden. Viele Unternehmen, die mehrgleisig fahren, haben mit ihren veganen Produkten ein Umsatzplus von bis zu 20% erreichen können. Vegan ist Trend und Tierwohl wird vielen immer wichtiger. Spätestens seit dem Ausbruch von Corona bei Tönnjes sind die Diskussionen über Fleischpreise und Fleischkonsum wieder aktuell. Immer mehr Menschen wollen diese Art der Ausbeutung von Mensch und Tier nicht mehr mitmachen und suchen nach Alternativen. Wie gut es doch ist, dass es auch vegetarische Wurst gibt. Dumm nur, dass mehr Hühner sterben müssen für vegetarische Wurst als Schweine für fleischhaltige Wurst. Dann vielleicht doch lieber vegan? Und dann kommt die Unsicherheit. Was kann ich dann noch essen? Was muss ich dann essen? Wie kriege ich meine Nährstoffe zusammen? Veganer sind doch alles so blasse Spassbremsen,oder?
Hier kommt der Ansatz von Veganuary. Es geht einen Monat lang um vegane Ernährung. Du erhälst Tipps, was dein Essen angeht. Aber auch wie du tierische Produkte durch pflanzliche ersetzen kannst. Informationen über Tierhaltung, Vitamin B12 Bedarf, Kochrezepte runden die täglichen Mails ab.
Darüber hinaus lädt Veganuary ein, im ersten Monat des neuen Jahres auf Alkohol zu verzichten. Klingt erstmal ganz einfach. Keiner von uns trinkt ja regelmäßig, oder?? Als ich das erste Mal Veganuary mitgemacht habe, dachte ich auch, es wäre ein Spaziergang. Ich bin seit meinem 11. Lebensjahr Vegetarier, mit 36 bin ich auf die vegane Ernährung umgestiegen. Sollte somit für mich ja ein Kinderspiel sein- dachte ich jedenfalls. Okay, mit der Ernährung habe ich überhaupt kein Problem gehabt. Coole neue Rezepte, nicht so aufwändig wie bei Deutschlands Veganer Nummer 1, schnell und lecker. Viele Videos sind mir auf mein Gemüt geschlagen und ich habe sie vorzeitig abgebrochen. Was mich viel mehr gequält hat, war die Alkoholabstinenz. Ich zähle auch nicht zu den Vieltrinkern. Aber ich habe im Januar Geburtstag. Und weißt du, wie blöd es ist, auf seinem Geburtstag mit den Gästen mit Wasser anzustoßen? Hart, wirklich hart- da habe ich die Tage gezählt, wann auch ich wieder bei einem gemütlichen Beisammensein ein Glas Wein mittrinken kann!
Und mir ist dort erstmal bewusst geworden, wie selbstverständlich es ist, Alkohol zu konsumieren. Als ich noch mit meinem Partner zusammen gewohnt habe, war es ganz normal, abends mal ein Glas Wein zu trinken. Oder auch zwei. Da haben wir nicht viel drüber nachgedacht. Aber das ist dann so wie bei Kleinkindern: Je weniger du etwas nicht darfst oder sollst, desto mehr interessiert es dich. Desto mehr willst du es haben. Desto schwerer fällt es dir, darauf zu verzichten.
Ich lade dich ein, dich mal für den Veganuary zu öffnen. Und auch wenn du nur die Rezepte liest und dir Ideen holst, jedes Essen zählt. Und stell dir mal vor, was passiert, wenn jeder Mensch in Deutschland nur eine Mahlzeit in der Woche durch eine vegane ersetzt! Wie viel haben wir dann gewonnen! Sowohl für die Tiere als auch für die Umwelt und die Gesundheit der Menschheit.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen guten Appetit!!